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Die Äqui­va­lenz von Masse und Energie

E = mc2 ist sicher­lich die berühm­teste For­mel der Welt. Sie besagt, dass die Ände­rung des Ener­gie­zu­stan­des eines Kör­pers immer mit der Ände­rung sei­ner Masse ein­her­geht. Ein­stein hat die­sen Zusam­men­hang im Jahr 1905 erkannt. 

Eine beson­ders anschau­li­che Her­lei­tung der berühm­ten For­mel, die im Wesent­li­chen auf der Impuls­er­hal­tung beruht, hat Ein­stein im Jahr 1946 veröffentlicht.

Albert Ein­stein: Aus mei­nen spä­ten Jahren.

Masse und Energie 

Auf­grund der rela­ti­vis­ti­schen Mas­senzu­nahme wird es ver­ständ­lich, dass es einen Zusam­men­hang zwi­schen der Ener­gie eines Kör­pers und sei­ner Masse geben muss. Aber wie ist Ein­stein auf seine berühmte For­mel gekommen? 

Her­lei­tung der Formel

Ein­stein betrach­tet einen Kör­per der Ruhe­masse m0, der zwei gegen­läu­fige Pho­to­nen mit der Gesamt­ener­gie E absor­biert. Durch die Absorp­tion nimmt die Ener­gie des Kör­pers zu. Ein­stein betrach­tet die Situa­tion ein­mal aus einem mit­be­weg­ten Sys­tem S’ und ein­mal aus einem ruhen­den Sys­tem S. Er macht fol­gende plau­si­ble Annahmen:

  • Pho­to­nen besit­zen eine Ener­gie E=h\cdot f
  • Pho­to­nen besit­zen einen Impuls p=\frac{h}{\lambda}
  • Der Gesamt­im­puls vor und nach der Absorp­tion bleibt erhal­ten

Aus der Sicht des ruhen­den Sys­tems tref­fen die Pho­to­nen in einem Win­kel α zur y‑Achse auf den Kör­per. Ein­stein zeigt, dass in die­sem Fall der Gesamt­im­puls nur dann erhal­ten bleibt, wenn die Masse m des beweg­ten Kör­pers nach Absorp­tion der Pho­to­nen wei­ter zunimmt.

Ein Kör­per der Ruhe­masse m0 absor­biert zwei Pho­to­nen mit der Gesamt­ener­gie E.

Auf­ga­ben

  1. Zeige, dass für den Impuls eines Pho­tons die Bezie­hung p = \frac{E}{c} gilt.
  2. Begründe, dass der Gesamt­im­puls im Sys­tem S’ vor und nach der Absorp­tion gleich ist. 

Im ruhen­den Bezugs­sys­tem beob­ach­tet man die rela­ti­vis­ti­sche Masse m des Kör­pers. Ein­stein nimmt an, dass diese Masse allein durch die Absorp­tion der Pho­to­nen wei­ter zunimmt auf den Wert m’.

  1. Zeige, dass der Gesamt­im­puls im Sys­tem S vor der Absorp­tion der Pho­to­nen gege­ben ist durch die Bezie­hung m\cdot v + \frac{E\cdot v}{c^2} .
  2. Begründe nun mit der Impuls­er­hal­tung nach der Absorp­tion, dass für die Mas­senzu­nahme \Delta m = m'-m die Bezie­hung gilt: 
E=\Delta m\cdot c^2

Hin­weis: Die Mas­senzu­nahme \Delta m ist nicht zu ver­wech­seln mit der rela­ti­vis­ti­schen Mas­senzu­nahme. \Delta m ist voll­kom­men unab­hän­gig von der Rela­tiv­ge­schwin­dig­keit v und gilt somit auch für ruhende Körper.

Wir dür­fen bei die­ser Her­lei­tung die gewünschte For­mel E = m\cdot c^2 an kei­ner Stelle ver­wen­den. Wir beru­fen uns nur auf die ein­gangs genann­ten plau­si­blen Annah­men und nut­zen zudem den Zusam­men­hang c=\lambda\cdot f , der für jede Welle gül­tig ist:

E=h\cdot f\\[5pt]
c=\lambda\cdot f \Rightarrow \\[5pt]
f=\frac{c}{\lambda}\Rightarrow \\[5pt]
E=\frac{h}{\lambda}\cdot c

Wir divi­die­ren durch c , erset­zen den Impuls des Pho­tons p=\frac{h}{\lambda} und erhal­ten die gewünschte Beziehung:

\frac{E}{c}=p

q.e.d.

Nach der Absorp­tion ver­schwin­den die bei­den Pho­to­nen und somit ist auch ihr Gesamt­im­puls nach der Absorp­tion gleich 0.

Da sich die bei­den Pho­to­nen im mit­be­weg­ten Sys­tem S’ aber genau gegen­läu­fig auf die Masse m0 zube­we­gen, ergän­zen sich ihre Impulse auch vor der Absorp­tion zu 0.

Somit ist gezeigt, dass der Gesamt­im­puls vor und nach der Absorp­tion erhal­ten bleibt.

Vom ruhen­den Sys­tem S aus betrach­tet erscheint die Masse des Kör­pers rela­ti­vis­tisch ver­grö­ßert: m > m_0 (dies ist nach Ein­stein eine Folge der Rela­tiv­ge­schwin­dig­keit v und hat nichts mit der Ener­gie­äqui­va­lenz zu tun, die wir hier betrach­ten). Die Pho­to­nen bewe­gen sich in S in einem Win­kel \alpha gegen­über der Ver­ti­ka­len auf den Kör­per zu. Die­ser Win­kel hängt von dem Ver­hält­nis der Geschwin­dig­keit v des Kör­pers und der Licht­ge­schwin­dig­keit c ab (siehe Gra­phik oben):

\sin \alpha = \frac{v}{c}.

Die Impulse der bei­den Pho­to­nen ergän­zen sich im Sys­tem S nicht mehr zu 0, denn bedingt durch den Win­kel \alpha gibt es nun Impuls­an­teile p_{1,x} und p_{2, x} , die in Rich­tung der Geschwin­dig­keit v des Kör­pers zei­gen und sich kon­struk­tiv über­la­gern. Diese Impuls­an­teile müs­sen bei dem Gesamt­im­puls des Sys­tems berück­sich­tigt wer­den. Die Impuls­an­teile p_{1,y} und p_{2, y} hin­ge­gen sind wei­ter­hin gegen­läu­fig und ergän­zen sich zu 0.

Für den Gesamt­im­puls des Sys­tems gilt nun:

p = p_{\text{Körper}} + p_{\text{Photonen}} \Rightarrow \\[5pt]
p = m\cdot v + (p_{1,x}+ p_{2,x})\Rightarrow \\[5pt]
p=m\cdot v+ 2\cdot p_{1,x}\ .

In der letz­ten Zeile nut­zen wir aus, dass die x‑Anteile der Impulse bei­der Pho­to­nen gleich groß sind.

Der x‑Anteil der Pho­to­nen­im­pulse lässt sich aus deren Anfangs­im­puls wie­derum mit dem Win­kel \alpha berech­nen (siehe Abb. oben):

p_{1,x} =p_1\cdot \sin \alpha\Rightarrow \\[5pt]
p_{1,x}=p_1\cdot \frac{v}{c} .

In der unte­ren Zeile nut­zen wir wie­der die Abhän­gig­keit des Win­kels \sin \alpha =\frac{v}{c} aus.

Wir erset­zen nun p = \frac{E}{c} , wie in Auf­gabe 1 gezeigt:

p_{1,x}=\frac{E_1}{c}\cdot \frac{v}{c}=\frac{E_1\cdot v}{c^2}

Die bei­den Pho­to­nen haben die glei­che Ener­gie und den glei­chen Impuls­be­trag: E = 2\cdot E_1 und p = 2\cdot p_1 . Somit gilt für den Gesamtimpuls:

p=\frac{E\cdot v}{c^2}

q.e.d.

Vom ruhen­den Sys­tem S aus betrach­tet sieht es so aus, als würde der Gesamt­im­puls nach der Absorp­tion des Pho­tons abneh­men, denn die Pho­to­nen bewe­gen sich mit ihrem x‑Anteil in Rich­tung des Kör­pers und die­ser Anteil hebt sich nicht auf, son­dern über­la­gert sich kon­struk­tiv (die y‑Anteile heben sich wei­ter­hin auf). Nach der Absorp­tion ver­schwin­den wie­derum die bei­den Pho­to­nen und somit auch ihre Impulse. Der grund­le­gende Satz der Impuls­er­hal­tung scheint durch die­ses Gedan­ken­ex­pe­ri­ment ver­letzt zu wer­den.

Ein­stein konnte die­ses Dilemma durch die For­de­rung auf­lö­sen, dass die Masse des Kör­pers durch die Absorp­tion der Pho­to­nen zuneh­men muss auf den Wert m' , um die Abnahme des Pho­to­nen­im­pul­ses auszugleichen. 

Wenn die Impulse vor der Absorp­tion und nach der Absorp­tion gleich sind, muss fol­gende Rech­nung gül­tig sein:

p_\text{vor der Absorption}=p_\text{nach der Absorption}\\[5px]
m\cdot v+\frac{E\cdot v}{c^2}=m'\cdot v

Hier­bei steht m für die rela­ti­vis­ti­sche Masse des Kör­pers im ruhen­den Sys­tem S und m' für die erhöhte Masse nach der Absorp­tion der Pho­to­nen. Wir divi­die­ren die untere Glei­chung durch v \ne 0 und erhalten:

m+\frac{E}{c^2}=m'\quad |-m;\ \cdot c^2 \\[5px]
E=(m'-m)\cdot c^2

Mit der Ener­gie­dif­fe­renz \Delta E = m' - m folgt Ein­steins berühmte For­mel (meis­tens wird aller­dings auch noch das \Delta weggelassen):

E=\Delta m\cdot c^2\ .

Übung

Bear­beite die Auf­gabe bei Leifi:

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